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2020. Was für ein Jahr.

Januar 2021. 2020 ist geschafft. Puh. Auch wenn klar ist, dass nicht einfach alles anders wird, nur weil eine neue Jahreszahl hinter dem Monat steht, so trägt das neue Jahr doch mehr Hoffnung, dass vieles bald wieder einfacher und besser wird. Aber war 2020 wirklich sooo schlecht? Für viele war es bestimmt noch viel schwieriger als für uns, vor allem auch existenzbedrohend. Gesundheitlich wie finanziell. Und wir können uns glücklich schätzen, dass wir diese Sorgen nicht wirklich hatten. Dennoch hatte das Jahr 2020 ganz besondere Herausforderungen für uns. Das schwierigste und traurigste an diesem Jahr war ganz einfach, von Familie und Freunden getrennt zu sein. Für sooo lange jetzt schon. Viel länger als geplant. Viel länger als man sich im März 2020, als wir abflogen, hätte vorstellen wollen. Bald haben wir alle ein ganzes Jahr nicht mehr gesehen und die Sehnsucht nimmt jeden Tag zu. Und mir ist in vielen Momenten klar geworden, dass jeder gelebte Traum, jeder Traumwohnort, jedes Traumhaus, sich nur dann wirklich wie der gelebte Traum anfühlt, und nur dann perfekt ist, wenn man es mit Familie und Freunden teilen kann. Wenn man sie mitnehmen kann auf dieser Reise, wenn man den Platz im Traumhaus mit ihnen zusammen füllen kann. Zumindest für mich persönlich. Gleichzeitig habe ich gelernt, dass man sich auch zu Hause fühlen kann, wenn man ganz weit weg von der Heimat ist, solange man seine kleine Familie dabei hat. Und wieviel Zuhause-Gefühl einem auch Sprache – seine Mutter- bzw. Familiensprache, gibt. Wenn wir im Auto sitzen und der 3-jährige Krümel sich mit dem Mann auf Russisch darum streitet, welche Musik nun als nächstes gehört wird, bis ich einschreite und auf Deutsch schlichte, dann wird mir klar, dass es ganz egal ist, durch welches Land wir da gerade fahren… oder wo wir hinfahren. Zuhause ist dort, wo wir gemeinsam sind.

Vieles, was wir uns für unsere Expat-Zeit hier vorgenommen und gewünscht hatten, konnten wir in 2020 nicht umsetzen. Vieles werden wir vielleicht auch in der restlichen Zeit, dem noch verbleibenden Jahr, nicht umsetzen können. Und sicherlich wäre jedes Jahr besser gewesen für einen Auslandsaufenthalt als 2020, aber dennoch bin ich sehr dankbar, dass wir dieses besondere Jahr hier vor Ort sein durften. Denn ich glaube, abgesehen von der Pandemie, war 2020 auch gerade für die USA ein wichtiges, spannendes und einschneidendes Jahr: eine außergewöhnliche Präsidentschaftswahl, die Niederlage eines hoch umstrittenen, das Land spaltenden Präsidenten und landesweite Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt. Als am 7. November, meinem 40. Geburtstag, der Sieg Joe Bidens offiziell bekannt gegeben wurde, tanzten die Menschen in den Straßen von Philly. Erleichterung, Freude, Hoffnung erfüllten die von der Pandemie sonst unbelebten Straße der amerikanischen Großstadt. Die Menschen feierten zusammen… open air. Was für eine Stimmung. Es war so emotional, dass es mir die Freudentränen in die Augen trieb. Das werde ich nie vergessen. Das miterleben zu dürfen, diesen Teil der Geschichte, der hoffentlich so viel Umbruch, Erneuerung, Veränderung, Verbesserung für die Menschen in diesem Land mit sich bringt, dass er einmal in den Geschichtsbüchern stehen wird. Dafür bin ich sehr dankbar.

UNSER JAHRESENDE IN BILDERN

Das Jahresende haben wir ganz persönlich mit unseren Lieblingsbeschäftigungen verbracht: Familie, Freunde, Basteln, Natur, Kochen. Die beiden F’s (Familie und Freunde) natürlich leider nur sehr eingeschränkt, aber die, die wir hier zu unserem Inner Circle zählen dürfen, nerven wir jetzt umso mehr.
Und wir führen neuerdings unser neuestes Familienmitglied, die DJI Mini (Drohne), regelmässig aus und nerven unser gesamtes Umfeld mit herausragenden Filmchen von uns und der wunderschönen Umgebung…

Hier unsere letzten 2020er Wochen:


Ein Besuch bei West Chester Griswolds. Diese Familie schmückt Haus und Garten jährlich, um Menschen glücklich zu machen. Man kann über das Gelände laufen und sich die Installationen anschauen und seinen Brief an den Weihnachtsmann in dessen Briefkasten einwerfen. Auf einem eigenständigen Radiosender kann man beim vorbeifahren Weihnachtsmusik dazu hören.


Die Dekoration veranlasste unseren Lieblingsnachbarn dazu eines Tages per WhatsApp zu fragen, ob wir beim Schmücken a) blind, b) betrunken oder c) einfach nur sehr künstlerisch inspiriert waren. 🙂


Ein Schneesturm bescherte uns eine Woche vor Weihnachten innerhalb von drei Stunden gute 15 cm Schnee, den wir die darauffolgenden Tage unheimlich genossen.


Beim Besuch unserer Cousine und ihrer Familie aus New York zeigten wir Ihnen „unser“ Philly


Weihnachtsgeschenke basteln… aus einer kleinen Idee für ein einzelnes Geburtstagsgeschenk wurde schnell eine ganze Ladung an Weihnachtsgeschenken. Der Krümel und ich fanden so viel Spaß daran, Maskenketten zu basteln, dass wir beschlossen diverse Familienmitglieder und Freunde damit zu überraschen. Leider kamen die Umschläge und Pakete seh verspätete an, aber wer freut sich nicht über ein unerwartetes Weihnachtsgeschenk im Januar?


Vor einigen Monaten hatte ich Material gekauft, um selbst eine Wanddekoration für die Waschküche zu gestalten. Während der Feiertage war dann endlich zeit dafür… et voilà!


Ausflug mit der New Yorker Familie nach Princeton. Was für ein schöner Ort!


Nachmittagsspaziergang in der City, entlang des Schuylkill River


„Russischer Tisch“ – das Menü am Silvesterabend. Zusammen mit unseren Freunden begingen wir Silvester entspannt mit Kaviar und Wodka.


HAPPY NEW YEAR!
Wir wünschen uns allen ein gesundes neues Jahr. Möge es mehr Frieden, mehr Toleranz, mehr Miteinander, mehr Zufriedenheit, mehr Liebe, mehr Verantwortung füreinander, mehr Demokratie, mehr Umweltschutz, mehr Menschenrechte, mehr Gleichberechtigung, aber auch mehr Reisen, mehr Party und gemeinsame Stunden und weniger Bedarf zum Social Distancing geben!

Eure DorfFamilie


P.S.: Während ich diesen Beitrag schrieb, stürmten Trump-Unterstützer das Kapitol in Washington D.C., in dem der Kongress zusammen gekommen war, um formal die Wahlergebnisse zu bestätigen. Aufgeheizt von unhaltbaren Wahlbetrugsvorwürfen Trumps versammelten sich Tausende von Menschen vor dem Kapitol, um ihre Unterstützung Trumps deutlich zu machen. Dann stürmte eine Menschenmenge bis in die innersten Räume des Kapitols vor. Bewaffnet, in Schutzausrüstung, gewalttätig. Sie verwüsteten Büros, entwendeten und zerstörten Gegenstände, verwundeten Polizeibeamte. Eine Frau starb nun an Schussverletzungen. Genaue Umstände dazu sind noch nicht klar, bzw. veröffentlicht. Diese Menschen verübten einen Angriff auf die Demokratie. Es ist mir unbegreiflich, wie dieser Mob so weit kommen konnte. Aber noch unbegreiflicher ist mir, wie Tausende von Menschen Trump folgen können. Falls sich noch einer fragt, wie andere Despoten und Diktatoren in der Geschichte an die Macht kommen konnten: schaut her! So! Es ist unerträglich. Es kratzt an meiner Hoffnung, dass sich mit Joe Bidens Wahl schnell etwas ändern kann, denn es zeigt, wie tief die Spaltung ist und wie viele Menschen den respektlosen, rassistischen, menschenfeindlichen und gewaltverherrlichenden Aussagen eines offensichtlich krankhaften Typen folgen. Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Und mit der Wahl von Joe Biden und Kamala Harris hat zumindest die Hälfte der Amerikaner gezeigt, dass sie ein solches Amerika, wie Trump es propagiert, nicht wollen. Auf die setze ich jetzt. Und wünsche President-Elect Joe Biden und Vice-President-Elect Kamala Harris viel Erfolg bei dieser Mammut-Aufgabe.

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